Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung

Bundestagswahlen 2025

Nach der Wahl ist vor der Wahl!

 

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Hamburgerinnen und Hamburger können sich derzeit kaum beklagen über
mangelnde Gelegenheiten, ihren politischen Vorlieben an der Wahlurne
Ausdruck zu verleihen. Nach den Wahlen zu den Hamburger
Bezirksversammlungen und zum Europaparlament am 9. Juni 2024 stehen nun
die Bundestagswahlen am 23. Februar und die Wahlen zur Bürgerschaft am
2. März 2025 vor der Tür.

Leider verfügt die Redaktion des Westwind
immer noch nicht über eine zuverlässige Glaskugel, mit deren Hilfe wir
schon heute einen Blick auf die künftigen Wahlergebnisse werfen könnten.
Wir müssen uns deshalb damit begnügen, hier ein wenig die Frage zu
beleuchten, ob und wie in Hamburg und insbesondere in Osdorf bislang vom
Wahlrecht Gebrauch gemacht wurde.
Werfen wir als Erstes einen kurzen
Blick auf das „Wie“ anhand der letzten Bundestags- und
Bürgerschaftswahlen (vgl. Abbildung 1 und Tabelle 1).

Abbildung 1 zeigt, dass sich das Wahlverhalten in Osdorf bei der Bundestagswahl 2021  deutlich vom Hamburger Durchschnitt abhob: Hier hatten insbesondere SPD und CDU überdurchschnittliche Stimmanteile, während Grüne und Linke vergleichsweise schlecht abschnitten. Ein ganz ähnliches Muster zeigt die Bürgerschaftswahl 2020 (vgl. Tabelle 1): Auch hier erscheint Osdorf als Hochburg für SPD und CDU, die FDP konnte ebenfalls überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen, während die Grünen und die Linke weit hinter ihren Ergebnissen in Altona oder Hamburg insgesamt zurückblieben.

Aber nicht nur die Ergebnisse des Stadtteils Osdorf unterscheiden sich erheblich von Altona oder Hamburg insgesamt, sehr unterschiedliches Wahlverhalten zeigt sich auch in den siebzehn Stimmbezirken des  Stadtteils. Als markantes Beispiel haben wir einmal die vier zur Gemarkung Osdorf zählenden Wahllokale im Osdorfer Born (jeweils zwei davon befinden sich in der Schule Kroonhorst und im Bürgerhaus Bornheide) zusammengefasst und den restlichen dreizehn Stimmbezirken in Osdorf gegenübergestellt. Dabei kann man freilich nur auf die Daten der Urnenwahl zurückgreifen, weil die Briefwahlstimmen in Hamburg zwar seit 2019 den 104 Stadtteilen zugeordnet werden können, aber eine Aufteilung auf die  vierstellige Zahl von Wahllokalen (Stimmbezirken) weiterhin nicht möglich ist bzw. nicht erfolgt. Die Vernachlässigung der Briefwahlstimmen dürfte die Aussagekraft der in Tabelle 1 verwendeten Daten jedoch kaum beeinträchtigen.

Die Unterschiede zwischen dem zu Osdorf gehörenden Teil des Born (ein kleinerer Teilbereich gehört bekanntlich zum Stadtteil Lurup und wird hier nicht erfasst) und dem restlichen Osdorf sind vielleicht nicht überraschend, aber doch frappierend: So sind hier z. B. die Linke (12,2 %) und die AfD (10,7 %) rund doppelt so stark wie im übrigen Osdorf, während die Grünen (mit 9,8 % gegenüber 22,8 %) und die FPD (2,3 % gegenüber 6,6 %) weit hinter ihren Stimmanteilen in den Osdorfer Wahllokalen außerhalb des Borns zurückbleiben.

Wer sich für weitere Informationen zum Wahlverhalten in Hamburg im Allgemeinen, in Osdorf oder in seinem Stimmbezirk im Besonderen interessiert, findet übrigens eine Fülle an Daten beim  Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (z. B. unter https://www.statistik-nord.de/wahlen/wahlen-in-hamburg/buergerschaftswahlen/buergerschaftswahl-2020-in-hamburg).

Soviel zur Frage des „Wie“ bei vergangenen Wahlen – wie Sie sich bei den anstehenden Urnengängen entscheiden, können wir weder prognostizieren, noch können und wollen wir Ihnen dazu eine Empfehlung geben. Aber was das „Ob“ angeht, hätten wir an alle Osdorferinnen und Osdorfer doch eine dringende Bitte: Gehen Sie zur Wahl, nehmen Sie diese grundlegende Möglichkeit zu demokratischer Teilhabe wahr!

Bisher weicht Osdorf nämlich auch hinsichtlich der Wahlbeteiligung, wie aus Tabelle 2 und Abbildung 2 ersichtlich, vom Hamburger Durchschnitt ab, und das nicht gerade positiv! Die Beteiligung in Osdorf an allen betrachteten Wahlen liegt ganz erheblich unter dem Durchschnitt des Bezirks Altona (bei der letzten Bürgerschaftswahl z. B. um fast 10 Prozentpunkte) und bleibt auch deutlich unter dem Hamburger Durchschnittswert.

Auch innerhalb des Stadtteils gibt es wieder starke Abstufungen: Die vier im Bereich des Born liegenden Osdorfer Stimmbezirke haben mit Abstand die niedrigsten Wahlbeteiligungen aller siebzehn Osdorfer Wahllokale. Im Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung im Born mit 22,6% noch nicht einmal halb so hoch wie im restlichen Osdorf (vgl. Abbildung 2). Die Zahlen geben zwar wiederum nur die Urnenwahl wieder, aber leider gibt es keinen Grund anzunehmen, dass dieses Bild unter Einbeziehung der Briefwahlstimmen erfreulicher ausfallen würde.

Deshalb unser Appell an alle OsdorferInnen und insbesondere an die Bewohner des Osdorfer Born: Da geht eindeutig noch mehr! Oder wie Sie schon vor der letzten Bürgerschaftswahl 2020 im Westwind lesen konnten: Wählen tut nicht weh, aber nicht zu wählen kann ins Auge gehen. Schließlich wird Politik von Menschen gemacht, und die interessieren sich zuallererst für Wählerstimmen. Wählen ist daher ein durchaus egoistischer Akt: Interessen von Stadtvierteln und Gruppen mit hoher Wahlbeteiligung werden bei politischen Entscheidungen sicherlich eher berücksichtigt als die Interessen von Nichtwählern! Wem die Politik egal ist, der dürfte auf Dauer eben auch der Politik egal sein…

Rainer Erbe

 

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