Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung

Smartphone, Tanzen, Lesungen

Der AWO-Aktivtreff im Bürgerhaus Bornheide macht ein vielfältiges Freizeit- und Bildungsangebot
und hat sich nun zum Ziel gesetzt, sich weiterzuentwickeln und zu verjüngen

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Der Frühstücks-Tisch ist reichlich gedeckt – es gibt vielfältige, zum Teil „orientalische“ Spezialitäten. Wie an jedem letzten Freitag des Monats bietet der AWO-Aktivtreff im Bürgerhaus Bornheide ein internationales Frühstück an. Etwa 20 Gäste, ganz überwiegend Seniorinnen und Senioren, sitzen an den Tischen, bedienen sich am Buffet und unterhalten sich angeregt. Für das großzügige Angebot haben die Gäste je vier Euro bezahlt.

Spiel, Tanz, Vorträge

Die meisten von ihnen kommen nicht nur zum Frühstück, sondern nehmen an weiteren der im AWO-Treff angebotenen und  (außer Yoga) kostenlosen Aktivitäten teil: Kaffee- und Spielnachmittage, Malgruppe, Gedächtnistraining der Volkshochschule, Frauenchor und Smartphone-Sprechstunde, Yoga, Bingo und Tanzen im Sitzen; die Komschu-Nachbarschaftsgruppe macht Musik, eine Kochgruppe gibt es und sogar eine türkische Kindertheatergruppe. Vorträge, Lesungen und sozialpolitische Gespräche sind ebenfalls wichtige Teile des Programms.
Leiter des AWO-Treffs ist Süren Bagli, 1960 aus der Türkei nach Hamburg gekommen, und wie seine Frau Astrid armenischer Abstammung. „Blohm & Voss suchte Facharbeiter“, erzählt er, „die Tochter meines Nachbarn ging auf die deutsche Schule und schrieb für mich einen Brief, nach zwei Wochen bekam ich eine positive Antwort und eine Fahrkarte – die habe ich heute noch!“ Nach 15 Jahren auf der Werft stieg er für weitere 36 Jahre um aufs Taxi und gründete sein eigenes Taxiunternehmen.

Arbeit im Team

Er lernte den AWO-Treff kennen, kam regelmäßig, und als vor acht Jahren die damalige Leiterin aufhörte, hat man ihn und seine Frau dafür gewonnen, die Nachfolge anzutreten; sie machen das nicht allein, es gibt vier weitere Ehrenamtliche, die mit ihnen zusammen den Treff organisieren, und einen Helferkreis von weiteren Personen. Für das leckere Frühstück allerdings ist Astrid Bagli verantwortlich!
Aus dem „AWO-Senioren-Treff“ ist vor einigen Jahren der „Aktiv-Treff“ geworden – der neue Namen ist Programm: Es sollen auch Menschen, die sich noch nicht im Rentenalter befinden, angesprochen und gewonnen werden. Kein leichtes Unterfangen, wie Süren Bagli berichtet. Dennoch macht ihm seine Tätigkeit viel Freude – das glaubt man gerne, denn man sieht ihm, der „immer sportlich gewesen“ ist und „noch heute fünfmal in der Woche schwimmen und in die Sauna“ geht, seine 88 Jahre nicht an.

Miteinander reden

Zu dem Sechser-Team gehört Hans-Jürgen von Borstel. Auch er war einmal „übergangsweise“ eingesprungen, ist nun stellvertretender Leiter des Treffs und für die interne Koordination zuständig. Projekte wie diese Treffs, so sieht er es, funktionieren, weil es einzelne Menschen gibt, die die Arbeit freiwillig machen, weil sie ihnen Freude bereitet. Die AWO hat dabei die Rolle des finanziellen Trägers, im Auftrag des Amtes für Sozialraum Altona. Die entsprechenden Mittel werden von der Stadt durch die Bezirke auf die einzelnen Einrichtungen verteilt – neun insgesamt gibt es im Bezirk Altona, drei davon werden von der AWO betrieben.
„Es kann‟, erzählt von Borstel beim Stichwort Internationales Frühstück, „auch Streit geben zwischen ‘Deutschen’ und ‘Türken’ – wobei die ‘Deutschen’ auch Italiener oder Polen sein können und die ‘Türken’ vielleicht aus ganz verschiedenen Regionen stammen. Wir müssen die Menschen miteinander reden lassen, und dazu gehört, dass sie sich auch einmal streiten, damit sie sich verstehen; es braucht dann eben Menschen, die das moderieren können.“

Smartphone-Kurs und Ausflüge

Langjährige aktive Teilnehmerin an den Veranstaltungen des AWO
Aktivtreffs und seit etwa fünf Jahren auch engagiert im Sechser-Team ist Wiebke Springer. „Im Westwind hatte ich vom AWO-Treff gelesen, und da ich gerne spiele, bin ich hierher zum Spielen gekommen. Das mache ich jeden Dienstag und Mittwoch, ich besuche auch den Smartphone-Kurs, aber im Laufe der Zeit habe ich außerdem bestimmte Aufgaben übernommen. Ich halte Kontakt zu den Älteren, besonders in der Corona-Zeit habe ich das gemacht.“ Wiebke Springer nimmt für die AWO auch an den Sitzungen der Konzeptgruppe teil, dem Koordinationsgremium der im Bürgerhaus angesiedelten Einrichtungen.
Besonders beliebt sind nach ihrem Eindruck Bingo, die Spielenachmittage und das Tanzen im Sitzen. Und Ausflüge: „Die organisiert die AWO Altona, da schließen wir uns an, und jeder der drei AWO-Treffs kann dann 15 Leute anmelden.“ Sie selbst schätzt außerdem das Gedächtnistraining.  Auch Wiebke Springer ist daran interessiert, neue, jüngere Menschen zu gewinnen; die regelmäßigen Info-Tische, die zusammen mit dem Bürgerhaus im Born Center durchgeführt werden, dienen unter anderem diesem Anliegen.

 

Vom Senioren- 
zum Quartierstreff

Die AWO hat das Problem ebenfalls erkannt und hat sich professionelle
Unterstützung gesucht, um die Treffen für neue Zielgruppen zu öffnen,
den interkulturellen Ansatz also auch „intergenerativ“ zu machen. Sanja
Grabbe-Kapischki ist eine von vier hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, die
im Auftrag des Bezirksamtes daran arbeiten, die Treffpunkte durch mehr
Angebote zumindest für die Gruppe 50+ weiterzuentwickeln in Richtung
Quartierstreff und Öffnung zum Stadtteil. Den AWO-Aktivtreff des
Osdorfer Borns sieht sie dabei im Vergleich mit anderen Treffs gut
aufgestellt, dennoch sollten neue Ehrenamtliche gewonnen,
Öffentlichkeitsgruppen eingerichtet und Kooperationen geschaffen werden.

Die Arbeit der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen hat erst begonnen;
alle im AWO-Aktivtreff im Haus orange des Bürgerhauses Aktiven sind sich einig: Die gute Arbeit soll fortgeführt und durch Gewinnung neuer TeilnehmerInnen ausgeweitet und weiter verbessert werden.

 
Frieder Bachteler
 
 
 Astrid + Süren Bagli
AWO Aktivtreff

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