Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung

Lebensqualität statt Verkehrsschneise

Was wird aus der Luruper Hauptstraße?

 
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Eine zweistreifige Straße für den KFZ- inklusive Busverkehr, davon abgegrenzt mit einem Grünstreifen werden die anderen beiden Fahrstreifen zu einer Anwohner-Gemeinschaftsstraße für Rad- und Fußverkehr mit Ruhezonen umgewandelt mit Spielmöglichkeiten für Kinder, Parkmöglichkeiten für Anwohner*innen usw.  – so stellte sich die AG Verkehr der Borner Runde nach einer Befragung am Osdorfer Born die Bornheide vor. (vgl. Westwind 11/2011) Die Bornheide sollte zu einer Straße werden, die den Osdorfer Born miteinander verbindet – anstatt der jetzigen vierstreifigen Straßen- und Parkplatzschneise mit einem Zaun in der Mitte.

Auch für die Luruper Hauptstraße gibt es eine Vision für eine den Stadtteil verbindende statt trennende Straße: zwei Fahrstreifen für den gesamten KFZ-Verkehr und, wo es nötig ist, Abbiegespuren und Vorrang für den Bus; breite, von Bäumen beschattete Fuß- und Radwege, Multifunktionsstreifen mit Platz für Kunden- und andere Kurzzeitparkplätze, für großkronige Straßenbäume, Versickerungsflächen – und beim Zentrum am Eckhoffplatz: Tempo 30, sicherer Übergang und grüne Verbindung zum Bildungs-, Kultur- und Sportcampus auf der anderen Straßenseite.

All dies wäre auf der bestehenden Verkehrsfläche möglich, denn die beiden äußeren Fahrstreifen werden zurzeit nur im Wechsel für den fließenden Verkehr und zum Parken genutzt. Diese Fahrstreifen können zu Multifunktionsstreifen und breiteren Rad- und Fußwege umgestaltet werden. Das heißt: Es gäbe auf der Luruper Hauptstraße wie schon jetzt eine zwei- bis dreistreifigen Verkehrsführung für den KFZ-Verkehr, die keinen Stau mit Verspätungen bei den Bussen verursacht.Und noch etwas haben die Menschen am Osdorfer Born und in Lurup gemeinsam: Sie sind im Nahverkehr abgehängt, warten seit Jahrzehnten und mindestens noch ein weiteres Jahrzehnt auf den versprochenen U- oder S-Bahnanschluss. Dabei geht es um mehr als um eine schnelle und verlässliche Verbindung in die Innenstadt und einen guten Anschluss an das Hamburger S- und U-Bahnnetz. Es geht auch darum, einen großen Teil des Verkehrs unter die Erde zu verlegen und den Straßenraum den Menschen, die hier leben, zurückzugeben. Es geht darum, Straßen zu schaffen, auf denen sich alle Verkehrsteilnehmer*innen sicher bewegen und an denen sie verweilen können, ohne durch schnell fahrende Autos gefährdet zu werden. Es geht darum, der Vergiftung der Atemluft durch Abgase, Feinstaub, Reifenabrieb usw. entgegenzuwirken.

Dafür setzt sich der Stadtteilbeirat Luruper Forum ein. Eine wichtige und zurzeit strittige Frage ist, wie bis zur Einführung dieses Bahnanschlusses die Bewohner*innen von Osdorf und Lurup ein möglichst gutes ÖPNV-Angebot bekommen. Dafür werden von verschiedener Seite Busspuren gefordert. Dies würde für die Luruper Hauptstraße bedeuten: Auf einer Straße, die heute trotz hohem Verkehrsaufkommen mit zwei bis drei Fahrstreifen staufrei funktioniert, würden zukünftig ständig vier Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr freigegeben. Das würde dann noch mehr Autoverkehr anziehen. Auch eine Wiedereinführung der Straßenbahn würde eine dauerhafte Verbreiterung der Straße erfordern – und dazu führen, dass Lurup und Osdorf nie einen Schnellbahnanschluss bekommen, da dann „kein ausreichender Bedarf“ mehr bestünde. 
Eine solche Straßenplanung, die mehr Straße für noch mehr schnell fahrenden, den Stadtteil zertrennendem Verkehr schafft, lehnt das Luruper Forum ab. Eine neue Dringlichkeit bekommt dieses Thema, weil für die westliche Luruper Hauptstraße zwei neue Bebauungspläne beschlossen werden sollen: Lurup 68 und Lurup 70. Damit soll ermöglicht werden, bis zu 250 neue Wohnungen in Lurup zu bauen. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende will diesen Plänen nur zustimmen, wenn der Straßenraum von aktuell 21,5 m auf 30 m erweitert wird, damit die Luruper Hauptstraße durchgängig vierstreifig befahren, normbreite Fuß- und Radwege sowie Multifunktionsstreifen angelegt werden können. Dafür müssten Grundstücke angekauft bzw. enteignet werden und für das zwischen diesen Bebauungsplänen liegende Gebiet – rund um das Einkaufszentrum am Swatten Weg und die FAMA-Wohnanlage auf der anderen Seite – ein weiterer neuer Bebauungsplan mit Straßenerweiterung durchgesetzt werden. Das heißt, die Verwirklichung dieser Planung liegt weit in die Zukunft, in der es hoffentlich eine U- oder S-Bahn gibt. Auf der Anhörung zu den neuen Bebauungsplänen am 4. Dezember sprachen sich die Luruper*innen einhellig gegen diese Straßenplanung aus. In dieser Situation ist es dringend erforderlich, einen Austausch mit allen Beteiligten darüber zu führen, ob jetzt wirklich bis in die weite Zukunft hinein Straßen mit Vorrang für den Autoverkehr geplant werden sollen – oder ob wir in unseren Stadtteilen ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, wie eine Verkehrsplanung für mehr Lebensqualität für die Menschen, die hier leben, aussehen und durchgesetzt werden kann. 
 
Sabine Tengeler,
Sprecherin der AG Verkehr und Mobiltitätswende des Luruper Forums

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