Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung
Die ca. 15.000 qm große Fläche des ehemaligen Max-Bahr-Baumarkts an der Ecke Rugenbarg/Brandstücken hat sich nach dessen Schließung 2014 zu einer verwahrlosten Gewerbebrache und zu einem Ärgernis ersten Ranges für Osdorf entwickelt.
Der Westwind widmete sich zuletzt im März 2024 diesem leidigen Thema und äußerte damals die Hoffnung, dass die Bezirkspolitik allmählich zu einer realistischeren Einschätzung ihrer Möglichkeiten im Bereich der kommunalen Bodenpolitik findet, denn angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen gilt: Der Investor sitzt in der Regel am längeren Hebel. Er kann schlicht warten, bis die Politik das von ihm gewünschte Baurecht schafft – selbst jahrzehntelang brachliegende Flächen sind angesichts der Entwicklung der Bodenpreise stets ein gutes Geschäft.
Ursache des nunmehr fast elf Jahre andauernden Missstands waren divergierende Interessen von Bezirkspolitik und Grundstückseigentümern. Der Bezirk bestand in der Vergangenheit auf einer kleinteiligen gewerblichen Nutzung, vorzugsweise durch Handwerksbetriebe, und hatte eine Einzelhandelsnutzung durch den geltenden Bebauungsplan Osdorf 45 ausdrücklich ausgeschlossen. Dummerweise erwarb nach der Max-Bahr-Pleite 2014 aber eine große Möbelhauskette das Grundstück, die es 2019 an die Schwarz-Gruppe (Lidl) weiterreichte. Beide Investoren sind bislang nicht durch Interesse an kleinteiligen Handwerkerhöfen aufgefallen, sondern wollten Einzelhandel auf der Fläche.
Offenbar konnte die sture Haltung der Bezirkspolitik den Möbelhandel noch vergrätzen, aber spätestens als 2019 mit Lidl einer der weltweit größten Discounter das Grundstück übernahm, war klar, dass auf Seiten des Bezirks mehr Realismus (oder eine neue Bescheidenheit) gefragt war. Oder wie der Westwind es 2024 formulierte: „Auch wenn man die ursprüngliche Auffassung des Bezirkes teilt, dass der Born und seine Umgebung bereits mehr als reichlich mit Einzelhandel gesegnet sind, so ist man angesichts des langjährigen Stillstands doch geneigt zu sagen: Wenn Lidl das anders sieht, dann lasst sie doch einen Markt bauen! Alles ist besser, als nochmals zehn Jahre Brache…“.
Inzwischen hat sich wohl auch die Bezirkspolitik in Altona zu dieser Auffassung durchgerungen, und so durften am 4. Juni 2025 Vertreter der Schwarz-Gruppe dem Altonaer Stadtentwicklungsausschuss ihre Vorstellungen für eine Bebauung des „Tors zum Osdorfer Born“ vorstellen. Danach sollen auf der Fläche nun drei Komplexe entstehen:
• Direkt am Rugenbarg ein Gebäude mit sechs Geschossen und Glasfassade mit Parkplätzen im Erdgeschoss, darüber eine Lidl-Filiale mit 1700 qm und ein dm-Markt mit 600 qm sowie Wohnraum in den oberen Stockwerken,
• dahinter ein Handwerkerkomplex (Parkplätze, Lagerflächen, Büros etc.) mit vier bis fünf Geschossen
• und auf der verbleibenden Teilfläche (angrenzend an den Penny-Markt) ein weiterer Bau. Hier will ein Self-Storage-Unternehmen Lagermöglichkeiten für gewerbliche und private Kunden anbieten.
Das klingt erst einmal gut, und die Bezirkspolitiker zeigten sich von der Präsentation auch ziemlich begeistert. Von „Pilotcharakter für die Stadt“ war die Rede, und ein Bezirksabgeordneter spürte gar ein „Gefühl der Glückseligkeit“.
Aber wie und vor allem wie schnell geht es jetzt weiter? Erforderlich zur Realisierung des vorgelegten Konzepts ist zunächst eine Änderung des alten B-Plans durch Einleitung eines „vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens“ für das Gebiet zwischen Rugenbarg und Brandstücken. Statt dem üblichen Hamburg-Trott kann hier durchaus mit dem von einem gewissen Olaf Scholz vor einigen Jahren propagierten „Deutschlandtempo“ gerechnet werden, weil bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan nicht der Bezirk plant, sondern ein externes Planungsbüro (dessen Kosten der Investor trägt) beauftragt wird, das Konzept des Grundstückseigentümers umzusetzen.
Die Vertreter der Schwarz-Gruppe werden dennoch weiterhin ein glückliches Händchen im Umgang mit der durchaus nicht einfachen Altonaer Lokalpolitik brauchen. Und natürlich sollten sich auf dem verwunschenen Grundstück inzwischen noch nicht allzu viele Fledermäuse, Waldameisen oder seltene Orchideen angesiedelt haben, wenn 2027 oder gar 2026 wirklich mit dem Bau begonnen werden soll …
Rainer
Erbe