Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung

„Bürgerhaus Bornheide weitergedacht“

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Als Stefanie von Berg mit dem Mikrofon in der Hand im Roten Saal stand, wirkte sie erleichtert. „Ich muss mich heute auch ein bisschen ablenken“, sagte sie. Die grüne Bezirksamtsleiterin war am Abend des 6. November 2024 mit dem Fahrrad von Altona zum Osdorfer Born gekommen, um sich „guten statt bösen Gedanken“ zu widmen. Es war der Tag, als Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde und PolitikerInnen sowie VertreterInnen der Verwaltung aus dem Bezirk Altona zu hören bekamen, was die Evaluation des Bürgerhaus Bornheide ergeben hat. Von Berg lobte zur Begrüßung die 20 Einrichtungen der Einrichtung dann auch aus eigener Anschauung ein wichtiger „Ort nachbarschaftlichen Engagements“.

Maria Meier-Hjertquist (Borner Runde) schilderte den rund 30 Anwesenden, dass es einst eine „Idee von unten“ gewesen war, ein Bürgerhaus im Osdorfer Born zu bauen. Peer Gillner (Lawaetz-Stiftung) übernahm es anschließend, die Überprüfungsergebnisse vorzustellen (siehe Westwind 11/2024). Rund 250 Nutzende waren dazu befragt worden. Aus den Ergebnissen ergebe sich ein „nicht repräsentatives Stimmungsbild“. Danach werde das Bürgerhaus Bornheide und seine Angebote im Stadtteil positiv gesehen. Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich bei den kulturellen Angeboten, die längst noch nicht alle BewohnerInnen erreichen. Gillner betonte, dass Stadtteilkultur ein lebendiger Baustein der Demokratie sei, weil dort Teilhabe und Selbstermächtigung möglich seien.

Dass es für kulturelle Angebote keine Grundfinanzierung der Stadt gibt, stellteVerena Thissen (Bürgerhaus Bornheide) klar. Bei diesen Angeboten sei man meist darauf angewiesen, dass die Nutzenden Miete für die Räume bezahlten. Aufwändig sei die Finanzierung durch Zuschüsse, die einzeln beantragt werden müssten. Wie das Bürgerhaus bei den jüngeren BewohnerInbben des Borns gesehen wird, berichtete Anna Christiansen (Straßensozialarbeit): „Sie sind stolz auf das Haus. Es ist für sie ein Gewinn.“ Gleichzeitig sei hier der Bedarf nach Hilfe nötiger als in anderen Stadtteilen. „Die Bewohner kämpfen hier eher ums Überleben.“ Ein starkes Wir-Gefühl gebe es trotz aller Schwierigkeiten: Die meisten Jugendlichen könnten sich nicht vorstellen, woanders hinzuziehen. Vor diesem Hintergrund müsse man in einem „sehr belasteten Stadtteil“ wissen, dass es nicht einfach sei, kulturelle Angebote wahrzunehmen. Bezirksamtsleiterin von Berg bekräftigte, „Kultur und Hilfe nicht zu trennen“.

Die VertreterInnen der politischen Parteien hatten interessiert zugehört. Kaja Steffens (CDU-Bezirksabgeordnete seit 2011) erinnerte daran, „wie wir in der Bezirksversammlung mal ein richtig dickes Brett gebohrt haben“. Damit sei vor einigen Jahren die Schaffung einer Stelle von sechs Stunden für die Kultur gemeint gewesen, so Steffens ironisch. In der Bezirksversammlung sei die Bereitschaft groß, das Kulturangebot im Bürgerhaus besser zu unterstützen. Mara Jansen, zubenannte Bürgerin im Ausschuss für Kultur und Bildung der Volt-Fraktion, sagte: „Es ist wichtig, auch Jugendliche ins Bürgerhaus reinzuholen.“ Dies befürwortete auch Stephan Krull, der für die Linke im RISE-Ausschuss der Bezirksversammlung sitzt.

Die Signale aus der Bezirkspolitik, Kulturangebote stärker zu unterstützen, veranlassten Thomas Schlicht (Vorsitzender des SV Osdorfer Born) zu einer Wortmeldung. „Zum Thema Selbstermächtigung: Unsere Mitglieder haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Sport zu treiben. Wir finanzieren unser Angebot durch ihre Beiträge“, sagte er. Das hieße, das Bürgerhaus auch in Verbindung mit Sportangeboten zu denken.

Es wurden, um mit Stefanie von Berg zu sprechen, viele gute Gedanken im Bürgerhaus Bornheide diskutiert. Mit der Möglichkeit, sich von Welt- und Bundespolitik abzulenken, war es allerdings schnell vorbei. Nur wenige Minuten nachdem die gelungene Veranstaltung zu Ende gegangen war, wurde aus Berlin das Ende der Ampelkoalition gemeldet.

 
Matthias
Greulich
Stefanie von Berg
Die OrganiatorInnen: Rixa Gohde-Ahrens, Christine Kruse, Verena Thissen
und Frank Kramer (von links)
Fotos: Frieder Bachteler

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