Versteckt zwischen Böttcherkamp und Flaßbarg liegt das 4,8 ha große Feuchtgebiet Flaßbargmoor. Es ist das letzte Reststück des früheren Osdorfer Torfmoores, das vor 4000 Jahren nach Verlandung aus einem Schmelzwassersee entstand. Heute finden sich hier zahlreiche, auch seltene Pflanzen und Tiere. Einige Tümpel, die zum Teil aus Bombentrichtern herrühren, sind hilfreich für eine dauerhafte Bewässerung.
Die Bezirksversammlung Altona hat jetzt, am 27. April 2023, beim Senat beantragt, das Flaßbargmoor als Naturdenkmal auszuweisen. Das ist bei weitem nicht der erste Beschluss dieser Art. Sogar die Bürgerschaft hatte 1998 in diesem Sinne entschieden. Umgesetzt wurde indessen bisher nichts. Hinderungsgrund war stets, dass im hamburgischen Flächennutzungsplan und auch in einem Entwurf des Bebauungsplans „Lurup 25“ der nördliche Teil des Gebietes als Abstellfläche für Schnellbahnen – seinerzeit für die U-Bahn U 4 zum Osdorfer Born – ausgewiesen war. Westwind hatte mehrfach darüber berichtet.
Die daraus folgenden Planungsunsicherheiten führten dazu, dass die Aufmerksamkeit für das Gebiet vor Ort nachließ. Es kam zu Müllablagerungen, an den Rändern entstanden auf verpachtetem Gelände Behelfsbauten, Wohn- und Gewerbenutzungen. Am Südrand wurden zwei Schulen gebaut. Bewohnerinnen und Bewohner im Umfeld blickten kritisch auf diese Entwicklung und kümmerten sich zunehmend selbst im Rahmen ihrer Möglichkeiten um Pflege, Renaturierung und sichernde Maßnahmen.
Für ein „Naturschutzgebiet“ ist die Fläche zu klein. Eine Ausweisung als „Naturdenkmal“ erschien dagegen nach mehreren Gutachten möglich; damit sind gemeint „Einzelschöpfungen der Natur oder entsprechende Flächen bis zu 5 Hektar, deren Schutz erforderlich ist (1) aus wissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen oder landeskundlichen Gründen oder (2) wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit (§ 20 BNatSchG). Das hamburgische Ausführungsgesetz enthält weitere Kriterien. Eines der Gutachten erhält auch einen Vorschlag für eine Gebietsabgrenzung. Auch hier steht die unsichere Schnellbahnplanung bis heute entgegen.
Das Bezirksamt stufte das Moor am 24.02.1983 als „Amphibien-Schutzgebiet“ ein. Im Hinblick auf diese immerhin verbesserten Rahmenbedingungen gründete sich der „Verein zum Erhalt des Flassbargmoores“ mit dem Biologen Dr. Holger Kurz als Vorsitzendem und weiteren fachlich kompetenten Mitgliedern und pachtete ab 19.03.1985 das Moor insgesamt zur Pflege und Erhaltung von der Stadt. 2006 hat die NABU-Gruppe Düpenautal/Osdorfer Feldmark wegen ihrer größeren personellen Möglichkeiten die Betreuung des Moores übernommen. Schwerpunkte waren neben der umfangreichen Müllbeseitigung die Einzäunung des Geländes, der Aufbau eines 150 m langen Knickwalls mit typischen Knickpflanzen, die Anstauung des durchfließenden Müllergrabens, damit ein Trockenfallen der umgebenden Flächen im Sommer vermieden wird.
Der NABU bietet MOOR-Aktionstage mit Pflegeeinsätzen im Flaßbargmoor an. An diesen Tagen findet in der Regel auch ein „Tag der offenen Tür“ statt, für den keine Anmeldung erforderlich ist. Dort gibt es auch aktuelle Informationen über den Sachstand bei der Ausweisung als Naturdenkmal – und vielleicht sogar einmal über den Stand einer Schienenanbindung von Lurup und Osdorfer Born.
Gerhard Sadler