Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung

„Lasst das Elterntaxi stehn… !“

_____________

 

„Lasst das Elterntaxi stehn, unsre Beine sind zum Gehn!“ Nach spektakulären Aktionen des Elternrats und der Schülerinnen und Schüler der Schule Wesperloh war das Thema „Elterntaxis“ in den Medien angekommen, und weitere Schulen meldeten sich zu Wort. Das Problem ist überall dasselbe: Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule – mit dem Argument, ihr Kind sei so auf dem Schulweg sicher. Was sie dabei nicht bedenken und was viele von ihnen auch nicht zu stören scheint, ist, dass der massive und hektische Autoverkehr vor den Schulen sowohl die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, wie auch die, die aus den Autos klettern, erst recht gefährdet.

Auch in Osdorf besteht das Problem nicht nur an der Schule Wesperloh. Schon im vergangenen Jahr hatte der Elternrat der Schule Goosacker die Initiative ergriffen, den Autoverkehr vor der Schule zu unterbinden. „Egal bei welchem Wetter“, sagt Schulleiterin Dorothea Lange, „bestimmte Eltern fahren eben bis direkt vors Schultor. Auch als die Polizei Strafzettel verteilt hat, hat das keine nachhaltige Wirkung gehabt. Es sind jetzt Poller installiert, und wir bemühen uns in der Zeit vor acht Uhr, die Situation zu regeln. Einige SchülerInnen kommen tatsächlich von weiter her, da kann man das verstehen, aber ein Viertklässler kann den kurzen Weg von der Bushaltestelle zur Schule zu Fuß gehen.“

Auch Michael Ernst, Schulleiter der Schule Kroonhorst, berichtet: „Die Fußwege wurden zugeparkt. Der Elternrat und wir als Schulleitung haben uns mehrfach an die Eltern gewandt. Jetzt sind Poller aufgestellt und Findlinge geordert, aber vor allem nach Schulschluss um 16 Uhr ist die Situation nicht akzeptabel. Die Schule Barlsheide hat im Übrigen dasselbe Problem.“ Ein kleiner Teil der Elternschaft ist offenbar uneinsichtig. Die anderen Eltern sind, so Michael Ernst, „schwer genervt“ von einem Verhalten, das letztlich alle Kinder gefährdet.

An Vorschlägen, die Situation zu entschärfen, fehlt es nicht: Man könnte auf Parkplätzen oder geeigneten Stellen in der Nähe der jeweiligen Schule anhalten und die Kinder die letzten Meter zu Fuß gehen lassen. Ein weitergehendes Konzept ist der Bicibus, also „Fahrradbus“, nach dem Vorbild der Stadt Barcelona: Die Kinder fahren mit Begleitpersonen auf verschiedenen „BiciBus-Routen“ gemeinsam mit dem Fahrrad zur Schule.

Das hat die Schule Wesperloh am 20.9. in ihrer dritten Aktionswoche angepackt: „75 Kinder und Eltern sind mitgeradelt“, schreibt Elternratsmitglied Karmen Albrecht, „und sind, begleitet von der Polizei im Rahmen einer angemeldeten Demo, ohne Auto zur Schule gekommen. Ab heute wird jeden Morgen von 7.40 bis 8.10 Uhr das direkte Umfeld der Schule durch Absperrungen vom KfZ-Bringverkehr freigehalten.“
 

„Mit dem BiciBus wollen wir den Kindern wieder zu ihrer eigenen Mobilität verhelfen und ihr Selbstvertrauen … stärken. Ein Zugewinn, der in keinem Elterntaxi der Welt vermittelt werden kann!“, schreibt die Initiative BiciBus-Deutschland.“ Fehlt nur noch eines: Dass alle Eltern diese Einsicht gewinnen!     
 
Frieder
Bachteler

Die Einrichtung einer „Schulstraße“ bedeutet, dass die Straße vor der Schule in den Zeiten rund um Schulbeginn und -ende für den Autoverkehr gesperrt wird.

Demo am Wesperloh
Fotos Karmen Albrecht

DATENSCHUTZ | IMPRESSUM